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Die Hygiene

Dass die Brasilianer nicht gerade unsaubere Leute sind, wusste ich bereits vorher. In welchen Formen sich dieses Hygienebewusstsein dabei jedoch zum Teil im täglichen Leben zeigt, war mir neu und ein paar Beispiele dafür möchte ich euch nicht vorenthalten.

Beim Essen berührt der Brasilianer die Nahrung nur im Haus direkt mit den Händen, auf der Straße, bei Festen oder am Imbiss wird zu Hilfsmitteln gegriffen. Die sehr verbreiteten Hot Dogs („Cachorro quente“ – einportugiesischt eben warmer Hund) werden prinzipiell in schnuckeligen kleinen Kunststofffolien gereicht, man isst also aus der Plastiktüte. Gerne verzehrt werden außerdem alle möglichen Burger, die in keinem der zahlreichen Schnellimbisse („Lanchonete“) fehlen dürfen. Hier muss es nicht immer Kunststoff sein, es tut auch eine dünne Papiertüte zum Greifen der Nahrung. Ist beides nicht zur Hand und will man den Snack vor den unsauberen Fingern und demgegenüber die Finger vor der fettigen Speise schützen, benutzt man eine Papierserviette, die allerorten verfügbar ist und isst daraus.

Da Geld ja bekanntlich dreckig ist, darf es in Brasilien nicht mit Nahrung in Berührung kommen. Aus diesem Grunde findet man immer einen Extraschalter zum Bezahlen, der sich meist hinter einem Regal aus Plexiglas, bestückt mit Unmengen von frohlockenden Süßigkeiten versteckt (Imbiss) aber zum Teil auch nur durch eine Schießscharte Kontakt zur Außenwelt erlaubt (Disco). Die Wertgutschrift nach dem Bezahlen erfolgt mit kleinen Coupons (wieder Disco) oder die Rechnung beim Essen auf kleinen Zettelchen („Fichas“), die allgegenwärtig sind. Das Ganze funktioniert erstaunlich gut, geht das Abholen der Getränke etwa auf einem Volksfest deutlich schneller vonstatten, wenn man bereits vorher seine Biermarken (oder was man eben trinkt) bezahlt. Man kann es jedoch auch auf die Spitze treiben, so habe ich es im vergangenen Oktober auf dem Schützenfest in Jaraguá erlebt. Ich ging an einen der Stände, um mir einen Saft zu kaufen. Die Saftmaschine befand sich direkt neben der Kasse und ich bestellte und bezahlte mein Getränk, woraufhin mir der nette Verkäufer eben eine Marke für einen Saft auf dem Tresen in meine Richtung schob - ich stutzte, war gespannt was passierte. Er tat es tatsächlich, schloss die Kasse, bewegte sich einen halben Schritt, schenkte mir mein Getränk ein und nahm den von mir unberührten Saftgutschein zurück.

Thema Körperhygiene: Duschen sollte schon zwei oder dreimal täglich erledigt werden, was bei den hohen Temperaturen nicht unbedingt unangebracht ist und woran man sich wegen des Wohlfühlfaktors auch gewöhnen kann. Aber noch extremer hält es der Brasilianer mit dem Zähneputzen. Dabei bringt er es auf mindestens viermal täglich: Vor und nach dem Frühstück, nach dem Mittagessen und vor dem Schlafen; auch gegen das eine oder andere Putzen zwischendurch ist nichts einzuwenden. Am lustigsten fand ich am Anfang das gemeinsame Pilgern der Kollegen nach der Mittagspause samt Zahnbürste auf die Toilette der Firma zur Gemeinschaftsbürstung. Werde mal versuchen diese Putzpausen auf nicht privaten Toiletten auch in Deutschland einzuführen…

Was den meisten Brasilianern dann allerdings auf der anderen Seite zuwider ist, ist das Schnäuzen, da wird lieber hochgezogen und mit Klopapier oder noch lieber der Hand gewischt, was das Zeug hält. So richtig ist für den Freund der vierlagigen Tempos in Brasilien auch kein Ersatz aufzutreiben. Man benutzt dann eben auch Klopapier (das verfügbare zweilagige Taschentuch ist eigentlich nicht zu gebrauchen) oder gewöhnt sich das Schnäuzen ab.

© Robert Köllein 2005